Kurznachrichten

Landwirtschaft woanders: Russland

von Steffen Bernt Ein Bericht aus Russland

Wenn man in Deutschland aufgewachsen ist, evtl. auch in einer Familie mit Landwirtschaft, hört man ab und an: "Das ist aber russisch" (freiliegende Drähte unter Spannung, das Gebaute funktioniert sieht aber nicht sicher aus).

Mit diesen Vorurteilen sind wir (eine Gruppe von Studenten mit einer Lehrbeauftragten der Hochschule Anhalt) zu einer Exkursion nach Russland aufgebrochen.

Da wir den EU-Raum verlassen haben, mussten wir schon Wochen vorher erst einmal bürokratische Hürden überwinden. Nachdem dies geschafft war, konnten wir dann von Berlin aus nach Moskau fliegen. Eine dortige Partner-Uni hat uns vom Flughafen mit ihren eigenen Kleinbussen abgeholt und nach dem 2 Stunden Flug kamen noch einmal mehr als das doppelte an Fahrtzeit dazu. Die Weiten Russlands haben auch so ihre Nachteile.

Wir waren aber darauf gespannt, wie es in dem Land wirklich aussieht. Die Fahrzeuge waren überwiegend in einem vernünftigen Zustand, die Straßen waren auch nicht viel schlechter als in Deutschland. Die Absperrung bei Straßenbauarbeiten waren wesentlich einfacher, also beim Austausch der Asphaltdecke, eigentlich nicht vorhanden. Hingegen waren in den kleinen Städten noch vieles noch nicht auf dem deutschen Standard. Die Toiletten waren überwiegend noch zum Hocken. Es gab nur wenige "Schüsseln".

Die landwirtschaftlichen Betriebe haben im Vergleich zu denen in Deutschland eine ganz andere Größe. Während bei uns Betriebe mit 3.000ha schon groß sind, wird in Russland dazu Garten gesagt. Die besuchten Ackerbaubetriebe, meist mit Tieren, hatten um die 25.000ha Fläche. Der nächste große Unterschied sind die Betriebsstrukturen. Die Eigentümer der Betriebe sind meist Personen, die in anderen Bereichen viel Geld verdienen und dann alte Kolchosen gekauft haben und dann den Betrieb neu aufgebaut bzw. Geld für einen Neuanfang zur Verfügung gestellt haben. Die Betriebe bauen um ihren Standort ein eigenes Dorf auf mit Schulen, Kirchen und Feuerwehren. Wenn man durch den Maschinenpark geht fällt einem sofort auf: In Deutschland wird versucht mit möglichst großen Maschinen die Flächen zu ernten, um Personal zu sparen.

In Russland läuft es genau anders. Das Lohnniveau ist in Russland wesentlich geringer, so werden dort kleinere Maschinen gekauft, dafür aber mehr. In einem Betrieb standen 13 Claas Tucano Mähdrescher mit 7,5m breiten Schneidwerken. Dazu kamen noch 7 bis 8 Rostelmash (russischer Hersteller)-Mähdrescher mit einer ähnlichen Arbeitsbreite. Ich vermute im Zusammenhang mit dem Lohnniveau ist es für die Betriebe günstiger, wenn bei einem Defekt einer Maschine nur 7,5m stehen und keine 12m.

In den Gesprächen mit den Betriebs- bzw. Abteilungsleitern hat man gemerkt, dass sie, trotz der Sanktionen, die die EU gegen Russland erhebt, immer noch positiv über uns denken. Sie vertrauen auch weiterhin auf deutsche Produkte, sowohl bei der Feld-, Hochsilo-technik, als auch bei den Rindern. Ein Betrieb war dabei einen neuen Stall zu errichten und wollte/will in Deutschland, Belgien und Dänemark Kühe einkaufen, Rasse Holstein. Es werden immer Kleinstmengen auch bei russischen Firmen gekauft, meist nur um den Ruf zu halten.

Die Reise nach Russland hat meinen Kommilitonen und mir gezeigt, wie die Landwirtschaft auch laufen kann, viele der Betriebe waren dabei sich zu modernisieren und zu vergrößern, also müssen die Betriebe sich auch rentieren.

 

 

 

 

Steffen Bernt

Wer Interesse an einem der Bilder in höherer Auflösung, bitte mich kontaktieren.